Ja, ganz herzlich für die Einladung hier zu sprechen. Meine Überlegungen zum Dialog der Zukunft
kommen aus mehr generellen Überlegungen einer Publikation, die gerade fertig geworden ist,
zu den Religionen der Zukunft. Das heißt, ich frage mich eigentlich wie so ein Wetterfrosch,
wie wird dann das Wetter der Religionen morgen, und versuche dann runterzubrechen,
was das für unseren konkreten Bereich des interreligiösen Dialogs bedeuten können.
Vielleicht ein Prophet in dieser Situation war John Lennon, als er in seinem Liedtext davon
sprach, imagine there is no countries, it isn't hard to do, nothing to kill or die for and no
religion to. Die Verwebung von Nation, Land und Religion wird hier ziemlich treffend als Wurzel
vieler Probleme benannt und eigentlich ein Traum skizziert, wie man daraus sich transzendieren
könnte, dann wäre doch alles besser. Und auch sehr spannend, der Dalai Lama, der gesagt hat,
die Zukunft der Religionen hängt vor allem davon ab, ob sie sich in den Dienst aller Menschen
stellen können. Also nicht die Menschen im Dienst einer wie auch immer verstandenen
Institution Religion, sondern umgekehrt die Religion im Dienst der Menschen. Ich gliedere
meine Ausführungen in fünf kurze Kapitelchen. Falls Sie also der Nachmittags-Biorhythmus erwischt,
können Sie schauen, wo wir unten sind und dann wieder einsteigen. Zunächst beginnt die Zukunft
der Religion mit der Vergangenheit. Das gilt sowohl für den interreligiösen Dialog als wie für
die Religionen selbst. Dann möchte ich ein bisschen was zu meiner Methode sagen. Dann kommt eigentlich
der Hauptteil, die Gegenwartanalysen des interreligiösen Dialogs. Welche Optionen ergeben
sich daraus für die Zukunft und was bedeutet das für die Religionen und den interreligiösen
Dialog für die Zukunft? Das war der Auftrag, den ihr mir gegeben habt und jetzt schaue ich mal,
wie ich dahin komme. Ich bin nicht der erste, der sich Gedanken macht zur der Zukunft der
Religion. Alexander Schweizer 1878 sagt, dass die Religion Zukunft hat und kann nicht vergehen,
als nur in der Weise, wie alles ideale Leben im Menschen unterdrückt werden mag, immer aber
sich wieder regt und wieder frei empor will, weil die Unterdrückung uns edel macht. Ganz
interessantes Bild von Religion, das quasi von anderen, vermutlich hier aufklärerischen
Stimmen unterdrückt wird, aber die wahre Religion kommt irgendwann wieder empor. Da können wir einen
gewissen Positivismus oder Essentialismus sehen, der geglaubt wird, dass es so etwas wie die wahre
Religion im Menschen gibt und man muss nur lange genug warten oder schütteln oder beides und dann
wird es passieren. Ganz anders und ein bisschen im Kontrast dazu. Rupert Lay in dem 1974, da bin
ich gerade glaube ich in den Kindergarten gekommen, wie er das gesagt hat und das ist sehr interessant,
ist das Christentum am Ende, zersetzt es sich selbst. Damals war also schon genug Krisenstimmung im
Raum, dass ein Jesuit vom Christentum so redet, als ob er der Letzte ist, der nur noch Licht ausmacht
und die Tür zu. In diesem Spektrum zwischen Positivismus und Angst, dass sich die Religion
zersetzt, glaube ich, bewegen wir uns und damit auch der Dialog, denn der Dialog ist nicht etwas,
was außerhalb der Bewegung der gesamten Verfasstheit von Religionen passiert, sondern sie wird über die
Religionen getragen, aber auch andersrum, ohne den Dialog könnten auch die Religionen in ihrem
Selbstbild heutzutage nicht entstehen. Es gibt keine einzelnen Stimmen im Konzert der Religionen mehr,
es gibt nur noch ein Konzert und dann hört man die einzelnen Stimmen vielleicht heraus. Besonders
spannend fand ich eine Entdeckung 2013, da werde ich jetzt nur kurz darauf eingehen können, in der
Rising Star Höhle in Dinaledi Chamber, das ist in Südafrika. Warum ist es spannend? Weil man hat
einen Menschen entdeckt mit einem Werkzeug in der Hand, der in Embryo-Stellung begraben wurde und
zwar in einer Höhle, die nur von fünf Menschen unter größtem Aufwand zugänglich ist. Viele sagen,
naja, das muss dann ja wohl rituell passiert sein, also in Absprache miteinander als eine Art
Bestattung, oder Religionswissenschaftler denken bei sowas immer, naja, das könnte auch die Geburt von
Religion gewesen sein. Das Spannende an dieser Sache ist, wir wissen nicht, ob Homo Dinaledi
sprechen konnte. Wir haben keine Ahnung davon, wie die miteinander kommuniziert haben. Es ist die
Vorgängerversion eines der Vorgängertypen der Gattung Mensch, die dann aber, falls diese Vermutungen
stimmen würden, ich bin kein Fachmann auf diesem Gebiet, man mit Fug und Recht sagen könnte, die
Religion ist tatsächlich ein wenig älter wie die Menschheit, die wir sind, was eine neue Diskussion
aufmacht. Die ersten schriftlichen Überlieferungen von Religionen sind Hymnen, das Rig Veda zum
Presenters
Prof. Dr. Martin Rötting
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:30:35 Min
Aufnahmedatum
2024-07-11
Hochgeladen am
2025-09-02 12:28:21
Sprache
de-DE
Assoz.-Prof. Dr. Rötting